Steinskulptur „Brückenstein“ in Kanzach bezeugt 60 Jahre Freundschaft

Eine deutsch-französische Freundschaft feiert ihr 60-jähriges Bestehen. 1961 begann die Freundschaft auf privater Ebene hier in Kanzach. Damals kam man auf die Idee mit den Einwohnern von Segonzac, einer südwestfranzösischen Gemeinde, 12 km von der Stadt Cognac entfernt, ein Fußballspiel auszutragen. Die deutschen Spieler reisten mit dem Bus nach Segonzac. Zu der Zeit war der Krieg noch nicht lange vorbei und die Beziehung Frankreich-Deutschland war noch sehr „schwierig“. Vor allem in der Gegend um Segonzac hatten die deutschen Soldaten übel gewütet, so Alfred Nuber, der Kassenverwalter des Partnerschaftsvereins. Es musste sogar nachts der Reisebus der Deutschen bewacht werden. Als die französischen Freunde ihrerseits die erste Reise nach Kanzach in Deutschland planten fanden sie kein Busunternehmen, das sie fahren wollte. Kurzerhand kauften sie sich einen eigenen Bus und lösten so das Problem. Im Laufe der Zeit mussten sie viele Hindernisse überwinden, umso verwunderlicher ist es, dass sie es geschafft haben, diese so tiefe und langjährige Freundschaft bis heute aufrecht zu erhalten. Erst 1991 wurde der Verein zur Pflege der Partnerschaft Segonzac-Kanzach e.V. gegründet. Erste Vorsitzende ist Christine Braig, die sehr engagiert den Verein leitet.

"Über Generationen hinweg hat es mit der Kommunikation immer geklappt"

Im Gespräch mit Alfred Nuber, dem Kassenverwalter und leidenschaftlichen Mitglied des Vereins, erfährt man viel über die zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier mit einer großen Freude gepflegt werden. Herr Nuber selbst spricht kein Französisch. Er sagt: „Das ist aber überhaupt kein Problem, wenn beide Seiten wollen. Über Generationen hinweg hat es mit der Kommunikation immer geklappt. Wir haben gemeinsam so viel Schönes erlebt“.
In regelmäßigen Abständen besuchen sie sich abwechselnd. Es wird gemeinsam gefeiert, gelacht und die jeweilige Region erkundet. „Ein Bus wird immer voll. Meist fahren auch noch einige Familien privat die ca. 1.100 km“, so Herr Nuber. „Wenn wir uns sehen, ist es immer eine große Freude.“ Umso trauriger waren sowohl die Kanzacher wie auch die Segonzacer als klar wurde, dass sie das 60-jährige Bestehen aufgrund der Corona-Pandemie nicht gemeinsam feiern können.

Eine große Brücke, die Europa widerspiegelt, in kleiner

Alfred Nuber, der ehemalige Kämmerer von 9 Gemeinden rund um den Federnsee, pflegt auch nach seiner Pensionierung viele Kontakte. So traf er auf den Bildhauer und Künstler Axel F. Otterbach aus Bad Waldsee. Dieser erzählte ihm von seiner Vision eine große Brücke zu bauen, die Europa widerspiegeln sollte. Die Idee mit der Brücke gefiel Herrn Nuber so gut, dass er überlegte, wie eine kleinere Ausführung zum 60. Jubiläum finanziert werden könnte. So bewarb sich der Partnerschaftsverein bei der LEADER-Aktionsgruppe Oberschwaben um eine Förderung. Da sich das Projekt „Brückenstein“ wunderbar mit dem Handlungsfeld der Aktionsgruppe deckt, bekamen die Kanzacher einen positiven Förderungsbescheid. Wie LEADER auf ihrer Homepage selbst beschreibt: „Eine Skulptur, die dafür stehen kann, Menschen, Generationen und Länder zu verbinden“.

"Wer brücken baut überwindet Gräben"

Wichtig ist es uns ihnen hier die Gedanken des Künstlers wiederzugeben. „Die Oberfläche der Elemente ist nicht glattgeschliffen oder poliert, sondern dem Material entsprechend, rau, naturbelassen oder Bearbeitungsspuren aufweisend. „Wir möchten Brücken bauen" ist doch, wenn man es als Metapher sieht, eine besondere Assoziation. Durch den Bau einer Brücke werden nicht nur zwei Ufer, sondern auch Menschen miteinander verbunden. In unserem Sprachgebrauch heißt es: goldene Brücken bauen; eine Kluft überbrücken; eine Brücke schlagen... Damit meinen wir, eine Hilfestellung geben, Verständnis wecken, über ein Problem hinweghelfen. Der Brückenstein kann dafür stehen: Er soll einen Weg und eine Chance bieten, Menschen, Generationen und Länder zu verbinden. Gleichzeitig zeigt er jedoch auch mit den Spuren der Werkzeuge, den Kraftakt und das stetige Ringen, eine solche Verbindung herzustellen, zu pflegen und solide werden zu lassen. WER BRÜCKEN BAUT ÜBERWINDET GRÄBEN".

Von Schnecken und Brücken

In der Nähe der Steinskulptur steht eine Schnecken-Skulptur. Diese war ein Geschenk der französischen Partnergemeinde. Segonzac hat den ins deutsch übersetzte Spitznamen „Schnecke“. Mit dem Geschenk haben sie sich selbst auf die „Schippe“ genommen, sagt Alfred Nuber lachend. Wie passend, denn auch ein Lächeln ist wie eine Brücke und kann „Gräben“ überwinden.

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