Alte Schule Veringendorf wird zum Bürgerzentrum

Veringendorf ist ein beschauliches Dorf im Landkreis Sigmaringen. Der kleine Ort mit etwas mehr als 500 Einwohner gehört zur Gemeinde Veringenstadt. Der Demografische Wandel der letzten Jahre hat Veringendorf stark getroffen. Innerhalb kurzer Zeit hatte das Dorf einen erheblichen Einwohnerrückgang zu verzeichnen.

Im Jahr 2016 fand in Veringendorf ein „Workshop für Generationen“ unter Leitung des Sozialministerium Baden-Württemberg statt. Daran nahmen 28 Personen im Alter von 13 bis 92 Jahren teil. Es ging insbesondere um die Frage: Was muss man machen damit man die jungen Leute auf dem Land hält? Viele kommen nach dem Studieren nicht mehr zurück, andere zieht es wegen einer Arbeitsstelle in die Ferne und in Städten gibt es auch mehr Freizeitangebote. Aus dem Workshop heraus entstand der Grundgedanke – wir wollen uns treffen, losgelöst von Vereinen, an einem neutralen Platz. Da es auch keine Gastronomie mehr gibt wurde nach einer anderen Lösung gesucht. So kam man auf das große, leerstehende alte Schulgebäude im Herzen von Veringendorf. Der damalige Bürgermeister der Gemeinde war von der Idee nicht gerade begeistert. Er hätte das Gebäude gerne abgerissen, denn bereits im Jahr 2013 wurden die Sanierungskosten auf 750.000 Euro geschätzt.

Überzeugung war stärker als harte Zahlen

Nach etwas „hin und her“ bekamen die Bürger die Zustimmung, in der alten Schule „Stammtische“ abhalten zu dürfen. Etwa ein Jahr später wurde im Schulgebäude eine große Dorf-Silvesterparty gefeiert. Anwesend waren 192 Personen aus dem Ort im Alter von 2 bis 92 Jahren. Nun waren sich die Bürger einig, dieses Gebäude gilt es als „Bürgerzentrum“ zu erhalten. Aber wie? So kam der Wettbewerb „Quartier 2020“ des Ministeriums für Soziales und Integration in Baden-Württemberg genau zum richtigen Zeitpunkt. Inhalt des Wettbewerbs ist die Begleitung, Unterstützung und Förderung von Kommunen bei der Etablierung von Quartiersentwicklungsprozessen. Quartier-entwicklung zielt darauf ab, allen im Quartier bzw. Sozialraum, Stadtteil, Bezirk oder Dorf lebenden Menschen, eine möglichst hohe Teilhabe und Lebensqualität zu bieten. Der Trägerverein MGH Veringenstadt bewarb sich bei dem Ideenwettbewerb und erhielt mit der Projektidee „Ausbau der ehemaligen Dorfschule zum Bürgerzentrum“ als kleinste Gemeinde die größtmögliche Förderung von 65.000 Euro. Aber wer oder was ist MGH? Träger des Projekts „Umbau der alten Dorfschule“ ist der Trägerverein Mehrgenerationenhaus Veringenstadt e.V., kurz MGH. Diesen gibt es bereits seit über 20 Jahren in der Gemeinde Veringenstadt. 1. Vorsitzender ist Michael Witte, der gleichzeitig auch der Ortsvorsteher von Veringendorf ist. 2. Vorsitzender des Trägervereins ist Max Füß, der zugleich auch stellvertretender Bürgermeister von Veringenstadt ist. Geschäftsführerin ist Sonja Horn, Corinna Pfister ist Kassiererin.

Aufgaben wurden sinnvoll verteilt

Das Fördergeld von „Quartier 2020“ war eine willkommene „Finanzspritze“ aber die Umbaukosten lagen um ein Vielfaches höher. Es mussten also weitere finanzielle Hilfen aufgetrieben werden. So kamen sie zur LEADER-Aktionsgruppe Oberschwaben. Auch hier hatten sie Erfolg mit ihrer Bewerbung. Mit Hilfe der LEADER-Förderung und Unterstützung von Seite der Gemeinde konnte 2019 mit dem Umbau gestartet werden.
Während der Trägerverein sich um das Finanzwesen, die Versicherungen und das Rechtliche kümmert, organisiert die Untergruppe des Bürgervereins „Veringen trifft sich“ die Arbeitseinsätze. Dreimal die Woche, dienstags, donnerstags und samstags sind verschiedene Arbeitsteams in der alten Schule im Einsatz. Die Teams setzen sich aus freiwilligen Helfern zusammen die unter dem Motto: „Wir möchten, dass das ein Treffpunkt für uns alle wird“, gerne mitwirken. Mittlerweile sind so schon über 5.000 Arbeitsstunden von 69 Helfern aus Veringendorf, Veringenstadt und Hermentingen zusammengekommen. Allein das Abschleifen der großen Eingangstüre und der anderen Türrahmen dauerte Tage, doch wenn man das Ergebnis betrachtet, hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt. Einer der beiden Räume wird die zukünftige Küche, diese soll auch für größere Veranstaltungen geeignet sein. Der andere Raum wird der Veranstaltungsraum. Optisch erinnert er an einen historischen Festsaal.

Altes Schulgebäude erstrahlt in lichtdurchflutetem Flair

Das ursprüngliche Schulgebäude ist aus dem Jahr 1820. Im Jahr 1907 wurde noch ein Anbau gemacht. Bei der Sanierung wird darauf geachtet das „Alte“ zu erhalten, sofern möglich. Und wie es beim Umbau alter Häuser so ist, gab es auch bei diesem Projekt die ein oder andere ungeplante Überraschung. Im Erdgeschoss ist alles barrierefrei erreichbar. Hier befinden sich die ehemaligen Klassenzimmer. Die zwei wunderschönen, großen, lichtgefluteten Räume haben eine enorme Raumhöhe und die Holzvertäfelungen geben ihnen einen unvergleichlichen Charme.

Im oberen Stockwerk waren einst die Lehrerwohnungen. Die einzelnen Räume sind hier wesentlich kleiner. Der schönste Raum ist für die Veringer Jugend vorgesehen. Im hinteren Bereich entsteht das zukünftige Büro von MGH Geschäftsführerin Sonja Horn und Kassiererin Corinna Pfister, so wie auch die Nachbarschaftshilfe. Auch eine kleine Küche soll es auf diesem Stock geben, damit sich die jungen Leute und die Angestellten auch etwas zu Essen machen können. Außen an der Hauswand soll bald ein Schild mit der Aufschrift „Bürgerzentrum alte Dorfschule“ angebracht werden.

Ein Ort der Gemeinschaft für jegliche Altersklasse

Man kann bereits jetzt schon sehen, dass sich das Engagement und der große Aufwand der Bürger lohnt. So steht Veranstaltungen wie Kaffeeklatsch, Binokel, Feste und Treffen aller Art bald nichts mehr im Wege. Dieses Projekt zeigt einmal mehr was man als Gemeinschaft schaffen kann!

Sie möchten mehr erfahren?

Inzwischen ist das Haus fertig und wurde am 9. Oktober 2022 eingeweiht. LEADER-Vorsitzender Alois Henne überreichte die Förderplakete an Michael Witte. Siehe Bericht und viele Bilder: Link

Hier geht es zur Auswahlsitzung in welcher das Projekt beschlossen wurde LINK